Jacques Jordaens, Moses mit Aaron und Mirjam

2007 erkennt man in einer Zeichnung von Jordaens eine Vorstudie für sein Gemälde Moses und seine äthiopische Frau. Beide Arbeiten zusammen enthüllen den kreativen Denkprozess des Malers und veranschaulichen, wie fortschrittlich der Künstler schon damals war.

 

Jacques Jordaens (1593-1678) 

Moses mit Aaron und Mirjam 

um 1650 

Schwarze, rote und weiße Kreide, Graphit und rote und gelbe Aquarellfarbe auf Papier

 

Im Depot  

Jacques Jordaens, Moses mit Aaron und Mirjam
Moses wird kritisiert

Die Zeichnung zeigt drei Personen: ganz rechts den Propheten Moses und links neben ihm seine Schwester Mirjam und seinen Bruder Aaron. Sie kritisieren Moses, weil er mit einer schwarzen Frau verheiratet ist. Moses hat das Wort ergriffen und versucht, seine hier abwesende Frau zu verteidigen. Hinter ihm hört Gott dem Gespräch in Form einer dunklen Wolke zu.  

Die Zeichnung beruht auf einer Bibelstelle aus dem Buch Numeri im Alten Testament. Alle Elemente des Textes wurden fast wörtlich auf die Zeichnung übertragen.

Jacques Jordaens, Mozes met Aaron en Mirjam (voorstudie voor Mozes en zijn Ethiopische vrouw)(detail), ca. 1650, Collectie Stad Antwerpen, Rubenshuis, publiek domein
Frühe Vorstudie

Diese Zeichnung steht in Zusammenhang mit Jordaens’ späterem Gemälde Moses und seine äthiopische Frau, was nicht auf der Hand liegt, da beide Werke sehr unterschiedlich sind. Die Zeichnung zeigt drei Personen, das Gemälde nur zwei. Die Wolke verschwindet und wird durch eine schwarze Frau ersetzt.  

Es fallen jedoch auch einige bemerkenswerte Ähnlichkeiten auf. Moses’ kleine Hörner – eigensinnige Haarbüschel – sind auch auf dem Gemälde zu sehen. Das Gleiche gilt für die gerunzelte Stirn, die scharfe Nase, die roten Wangen und den dunklen Bart. Sogar die Handgebärde sowie der Faltenwurf seines Gewandes zeigen eine gewisse Übereinstimmung.

Jacques Jordaens, Mozes met Aaron en Mirjam (voorstudie voor Mozes en zijn Ethiopische vrouw)(detail), ca. 1650, Collectie Stad Antwerpen, Rubenshuis, publiek domein
Jacques Jordaens, Mozes en zijn Ethiopische vrouw (detail), 1645-1650, Collectie Vlaamse Gemeenschap, in permanente bewaring bij Rubenshuis, publiek domein
Ein neuer Fokus

Die Zeichnung und das Gemälde gehen – jeweils auf andere Weise – von der gleichen Geschichte aus. Die Zeichnung folgt genau dem Bibeltext, für das Gemälde hingegen kreiert Jordaens eine neue Interpretation. Während auf der Vorstudie die Ablehnung im Fokus steht, geht es auf dem Gemälde um Liebe: Aaron und Mirjam werden durch Moses’ Frau ersetzt und die Botschaft dadurch noch viel stärker. 

Ankauf der Vorstudie

Durch den Vergleich der beiden Werke erhält man einen seltenen Einblick in Jordaens‘ beeindruckenden künstlerischen Denkprozess. Man sieht, wie der Künstler sucht: In der neuen Komposition kann er seine Botschaft viel besser vermitteln. Das Gemälde ist ein starkes Statement für das Gleichheitsprinzip.   

Auch dank dieser seltenen Vorstudie wissen wir, wie fortschrittlich Jordaens eigentlich war. Sie ist von ausschlaggebender Bedeutung für ein besseres Verständnis seiner Arbeit. Das Rubenshuis erwarb die wertvolle Vorstudie und nahm sie in seine Sammlung auf. Gemälde und Zeichnung können nun zusammenbleiben. 

Jacques Jordaens, Moses und seine äthiopische Frau

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