
Theodoor Rogiers, Silbernes Prunk-Set
Wurden diese prächtigen Objekte einst wirklich in Rubens‘ Haushalt verwendet? Wer weiß … Die unpraktische Form lässt jedoch vermuten, dass es sich hier wohl eher um ein Prunkstück handelt und nicht um einen Gebrauchsgegenstand. Ein Musterbeispiel der Silberschmiedekunst aus dem 17. Jahrhundert in Antwerpen.
Theodoor Rogiers (1602-1654) zugeschrieben, spätere Ergänzung von Josephus Hennekin (1644-1720)
Prunk-Set mit Wasserkanne und Schüssel
1635-1636
Vergoldetes Silber
Ausgestellt im Château de Chantilly (Chantilly, Frankreich)
Die silberne Wasserkanne und Schüssel von Theodoor Rogiers bilden zusammen ein „Wasch-Set“, das zum Händewaschen bei einem Bankett verwendet wurde. Das vorliegende Exemplar diente als Statussymbol und sollte vor allem Wohlstand ausstrahlen.
Renommierter Edelschmied
Die reiche Verzierung und die etwas unpraktische Form lassen darauf schließen, dass dieses Set in erster Hinsicht Besucher beeindrucken sollte. Es stand sicher zwischen anderen Prunkstücken auf einer Kommode. Die hervorragende Treib- und Ziselierarbeit stammt von dem berühmten Silberschmied Theodoor Rogiers, der sich auch am englischen Hof einen Namen gemacht hatte. Sein Ruhm brachte ihm sogar einen Platz in der Ikonografie - einer Serie gravierter Porträts bekannter Künstler, Gelehrter und Staatsmänner - ein.

Rubens-Bezug
Wurde er dabei von Rubens unterstützt? Der Springbrunnen auf der Schüssel, der verdächtig stark an das Standbild in Rubens’ Garten erinnert, könnte diese Vermutung bestätigen. Auch die dargestellten Motive waren allesamt „sein Ding”: Der Triumph der Venus ziert die Wasserkanne, auf der Schüssel erkennt man die biblische Geschichte der keuschen Susanna, die beim Baden von zwei älteren Männern beobachtet wird. Der breite Rand zeigt die Vier Elemente, voneinander getrennt durch die Ziege Amathea, ein Wappen mit Monogramm, einen Tritonen (Meeresboten) und eine Nereide (Meeresnymphe).


Involviert, aber nicht entworfen
In der antiken Tradition galt Susanna als Sinnbild der Keuschheit und der erlösten Seele. In der Renaissance hingegen nutzte man sie vor allem als Vorwand für die Darstellung weiblicher Akte. Auf dieser versilberten Fassung der Geschichte versuchen zwei Männer sogar, sie auszuziehen. Die Komposition ist deutlich von Rubens inspiriert und kann möglicherweise auch als Bestätigung seiner Beteiligung bei der Ausarbeitung angesehen werden. Der Entwurf selbst stammt wahrscheinlich jedoch nicht von Rubens’ Hand.

Wasser
Und der rote Faden? Genau, alle Szenen haben mit Wasser zu tun! Während Susanna und die Alten am Brunnen sitzen, wird die Liebesgöttin Venus aus dem Meer geboren und von den drei Grazien gekrönt. Der Henkel der Wasserkanne hat die Form eines Tritonen, der eine Meeresschlange über dem Kopf hält. Zephyre, Masken, groteske Figuren, Satyrn, Putten, Ranken, eierförmige Ornamente und Blattwerk zieren die anderen Teile.

Rubens’ Erben
Das Prunk-Set befand sich fast 400 Jahre im Besitz von Rubens’ Erben, bis zwei Mäzene es 1999 auf einer Auktion in Monaco erwarben und danach großzügigerweise gleich der König-Baudouin-Stiftung schenkten. Seitdem wird das Set wieder dort aufbewahrt, wo es hingehört: im Rubenshuis.