
Peter Paul Rubens, Torso Belvedere
Von einer Reise nach Italien hatte Rubens schon lange geträumt. Dort konnte er die berühmten römischen Skulpturen endlich mit eigenen Augen bewundern. Um die antike Kunst völlig zu ergründen, zeichnete er die Skulpturen nach. Als Modell für diese Zeichnung diente eine jahrhundertealte Marmorskulptur im Garten des Belvedere in Rom.
Peter Paul Rubens (1577-1640)
Torso Belvedere
Circa 1600-1603
Kreide und Kohle auf Papier
Im Depot
Ein Körper wie eine Kathedrale: Das kann zwar nicht jeder von sich behaupten, doch beim Torso Belvedere besteht kein Zweifel. Die Skulptur aus dem ersten Jahrhundert vor Christus galt in Rubens’ Zeit als Musterbeispiel des menschlichen Körpers.

Begeistert von Rom
Rubens zeichnete die Skulptur nach, um sie auf seinen Gemälden als Modell für gehockte oder ruhende Athleten nutzen zu können. Er war sicher nicht der einzige Künstler, der eine „Kopie” davon anfertigte. Auch andere ließen sich von dem jahrhundertealten Werk inspirieren, das später nach dem Ort benannt wurde, an dem es sich befindet: dem Garten des Belvedere hinter dem Apostolischen Palast in Rom.
Die italienische Hauptstadt bildete den Höhepunkt von Rubens’ Reise durch die an Kulturschätzen reiche Halbinsel. Er stürzte sich hingebungsvoll auf die Überreste des klassischen Altertums und die Werke der großen italienischen Meister. In der ewigen Stadt kannte Rubens‘ Arbeitseifer keine Grenzen. Er kopierte dort so viele Werke wie möglich und stellte jedes Detail haargenau dar.
Aus Liebe zum Fach
Auch die Zeichnung vom Torso Belvedere - der Skulptur eines muskulösen Mannes mit abgebrochenem Kopf, Armen und Beinen, sitzend auf einem Tierfell auf einem Stein - wurde sehr originalgetreu angefertigt. Rubens übernahm sogar die griechische Inschrift auf dem Sockel. Ein Beweis dafür, dass er nicht nur die Haltung darstellen wollte, sondern leidenschaftlich an Kunst und Archäologie interessiert war.


Experimentieren mit Großmeistern
Rubens nutzte nicht nur Skulpturen, sondern auch Zeichnungen alter Meister als Grundlage für seine Arbeiten. Im Laufe der Jahre baute er eine beeindruckende Sammlung auf und verwendete sie auf kreative Weise, um eigene Ideen und Techniken auszuprobieren. Manchmal dienten die Skizzen seinen Schülern im Atelier auch als Anschauungs- und Übungsmaterial.