Die Bibliothek wird erweitert

Die Bibliothek umfasste bereits über 2.000 laufende Meter an Büchern, Dokumenten und Archivstücken. Mit dem Archiv der Zeichnungsexpertin Anne-Marie Logan, dem Nachlass des Rubens- Kenners Arnout Balis, der illustrierten Bibliothek von Rubens und dem Archiv von Rubens' Landhaus Het Steen kommen vier weitere Sammlungen hinzu. Sie sind ein wertvolles Zeugnis für die weitere Rekonstruktion des Lebens und des Werks von Peter Paul Rubens.  

Die Bibliothek wird erweitert

Mit der Schenkung des Rubens-Experten Ludwig Burchard im Jahr 1960 wurde das Rubenianum auf einen Schlag zu einer Spezialbibliothek und einem Forschungszentrum für flämische Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts. Auch nach der Fusion mit dem Rubenshuis und dem Umzug ans Hopland bleibt die Burchard-Sammlung das Herzstück der Bibliothek. Im Laufe der Jahre folgten viele Forscher/-innen und Liebhaber/-innen dem Beispiel von Burchard. Kürzlich erhielt das Rubenshuis zwei äußerst wertvolle Schenkungen und eine Leihgabe. Außerdem hat das Rubenshuis die illustrierte Bibliothek von Rubens erworben. Kurz vor der Eröffnung der neuen Bibliothek wird die Sammlung also noch einmal erheblich erweitert.  

Sammlung von Anne-Marie Logan

Die weltbekannte Historikerin hat über 55 Jahre hinweg ein prestigeträchtiges Archiv mit Nachschlagewerken und Dokumenten zu Rubens' Zeichnungen aufgebaut. Diese Sammlung schenkte sie 2024 dem Rubenshuis. Sie bildete die Grundlage für ihre zahlreichen Publikationen über den Künstler sowie die aufsehenerregende Rubens-Ausstellung, mit der sie 2005 die Besucher des New Yorker Metropolitan Museum of Art und den Rest der Welt begeisterte. Die Schweizerin strukturierte ihr beeindruckendes Archiv anhand der Standorte der Zeichnungen, die sie studierte. Diese klare Einteilung ermöglicht es zukünftigen Forscher/-innen, sich zielgerichtet in Logans Erkenntnisse, Methoden und Erfahrungen von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart hinein zu vertiefen.  

Die 110 Kisten mit 2770 Kilogramm Archivmaterial und Büchern der heute 88-jährigen Expertin für das gezeichnete Werk von Rubens sind kürzlich in Antwerpen eingetroffen. Das Material wird in den kommenden Jahren akribisch katalogisiert und sowohl für Forscher als auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.   

Das Erbe von Balis lebt weiter

Im Jahr 2021 mussten wir uns leider von unserem geschätzten Kollegen und Rubens-Experten Arnout Balis verabschieden. Durch die Schenkung seines Nachlasses lebt Prof. Arnout Balis im Rubenshuis auf ewig weiter. Die Verbundenheit mit dem charismatischen Brüsseler war eng, denn als Vorsitzender des Centrum Rubenianum und treibende Kraft hinter dem Corpus Rubenianum hatte er einen gigantischen Anteil daran, dass die ganze Welt noch immer voller Bewunderung auf Rubens blickt. In Balis' Haus wimmelte es nur so vor Büchern zu den verschiedensten Themen. Außerdem bewahrte er in seinem Büro im Rubenianum eine Fülle von wertvollen Informationen auf. Dank dieser Schenkung fanden 880 zusätzliche Titel ihren Weg in die Sammlung der Bibliothek.  

Die 25 Meter an Büchern wurden dank der Hilfe von Archivistik- und Kunstgeschichtsstudenten sorgfältig in haltbaren Archivboxen gelagert. Netter Bonus: die vielen Notizzettel mit Notizen zu Kunstwerken, Büchern und Gesprächen sind ebenfalls erhalten geblieben. Sie bilden eine zusätzliche Ebene an Wissen und Erfahrung zu Balis' Leidenschaft und Bewunderung für seinen Lieblingskünstler.  

Die illustrierte Bibliothek von Rubens

Dass Rubens auch Titelseiten und Illustrationen für mehr als 75 Bücher entworfen hat, ist für viele eine Überraschung. Der Erwerb einer Privatsammlung von Rubens' illustrierter Bibliothek war eine einzigartige Gelegenheit. Neben den Büchern mit Einbänden und Zeichnungen von seiner Hand umfasst diese Anschaffung auch Bücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die Rubens inspirierten und von denen er möglicherweise ein Exemplar in seinem Bücherregal stehen hatte. Viele dieser Bücher sind heute nur noch in Ausnahmefällen über Auktionshäuser und hochspezialisierte Händler erhältlich.  

In absoluten Zahlen: 9 laufende Meter mit insgesamt 140 Titeln in etwa 150 Originaleinbänden aus Pergament und Leder. Individuell extrem kostbar, zusammen von unschätzbarem Wert. Mit seinen Buchillustrationen fand der vielseitige Künstler abermals einen Weg, sich von der Masse abzuheben und innovativ in Erscheinung zu treten. Sie sind gespickt mit Symbolik: von Anspielungen auf die griechische und römische Mythologie bis hin zu seinen Darstellungen ägyptischer Hieroglyphen. Mehr noch als seine Gemälde zeigen diese Zeichnungen, wie Bücher das Denken und die Lebenshaltung von Rubens bestimmten. Es ergibt also Sinn, dass sie jetzt einen Platz in der neuen Bibliothek haben, genau dort, wo er vor vierhundert Jahren seine eigenen Bücher untergebracht hat.  

Rubens' Schlossgeheimnisse

Als der letzte private Eigentümer von Schloss Het Steen sein Landgut in der Nähe von Elewijt im Jahr 2019 an Visit Flanders verkaufte, schenkte er auch alle Archivdokumente des Schlosses. Flandern wiederum hat dem Rubenshuis dieses historische Archiv über den ehemaligen Landsitz von Rubens und seiner Frau Helena Fourment als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Die außergewöhnliche Sammlung erzählt die Geschichte von Het Steen unter wechselnden Besitzern: von Maria Christina van Egmont bis Laurent-Benoît Dewez. Unser Interesse gilt jedoch hauptsächlich der Zeit, in der Rubens das Schloss nutzte, sowie den 38 Jahren, in denen Helena und ihr neuer Ehemann — Jan Baptist van Brouchoven — es bewohnten. Dokumente aus dieser Zeit berichten über die Renovierungsarbeiten, zeigen, wie Peter Paul und Helena die Ländereien vergrößerten und erwähnen die aktive Beteiligung von Helena an der Verwaltung der umliegenden Landschaft. 

Das Archiv umfasst 155 Dokumente auf Papier und Pergament sowie drei ikonographische Dokumente jüngeren Datums. Die alten Dokumente wurden zunächst fachkundig gereinigt und dann sicher in Kisten eingelagert. Später steht auch die Offenlegung des gesamten Steen-Archivs auf dem Programm. So wird die Erinnerung an die schönen Momente, die Rubens in seinen letzten Lebensjahren in Elewijt erlebte, niemals verloren gehen.

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