Der erneuerte garten

365 Tage etwas Neues. Die 17.500 Pflanzen im neu gestalteten Rubensgarten liefern täglich neue Farbtöne. Es sieht völlig naturbelassen aus, doch die überwältigende Farbenvielfalt ist zu 100 % durchdacht. Jan Bleys und Jasper Bijnen vom Studienbüro Ars Horti haben den historischen Grundriss aufgegriffen und gleichzeitig in die Zukunft geblickt. 

Historiker der Agentur für immobiles Kulturerbe haben in der Vergangenheit gegraben und die Antwerpener Modeikone Dries Van Noten war für die Farbberatung zuständig. Das Ergebnis: ein Garten, der zu jeder Jahreszeit strahlt und überrascht. Was die Ruhe, das Aussehen und die Bepflanzung angeht, erinnert es an vergangene Zeiten, ist aber dank moderner Erkenntnisse nachhaltiger, biodiverser und pflegeleichter denn je.  

Nach der Genehmigung des Plans begann die Umsetzung im Herbst 2022. Das Gartenbauunternehmen führte die gröberen Arbeiten wie das Pflanzen großer Bäume, Sträucher und Hecken aus. Die Feinarbeit erledigten die Mitarbeiter des städtischen Gründienstes. Neben den einjährigen und mehrjährigen Pflanzen waren sie auch für das Anlegen der beiden viereckigen Hochbeete verantwortlich. 

Die von Eibenhecken gesäumten Beete sind in vier kleinere Rechtecke unterteilt, die mit einer bunten Blumenmischung bepflanzt sind. Von den 10.000 Blumenzwiebeln sind 1.000 Tulpen. Genau wie die 40 Zitrusbäume, die in Holzfässern, Kübeln und Terrakottatöpfen über den Rest der Stadtoase verstreut sind, zeigen die Frühlingsblüten den Spaziergang im Garten, ein Gemälde von Rubens.  

Im Hochbeet vor dem Gartenpavillon steht ein Feigenbaum. Es ist eine der wenigen Pflanzen, von denen Forscher mit Sicherheit wissen, dass auch Rubens sie in seinem Garten hatte. Er kaufte ihn in den 1630er Jahren vom Apotheker Peter van den Broeck und bat ihn in einem Brief an den Lehrling und Haussitter Lucas Faydherbe, Feigen aus dem Garten zu bringen. Möglicherweise als Zutat für ein Medikament gegen seine Gichtanfälle. 

Ein Brief aus dem Jahr 1638 beweist, dass auch Rubens einen Birnenbaum besaß. Die von ihm beschriebenen „rosilepeertjes“ (peer = Birne auf Flämisch) sind bis heute unbekannt. In den Quellen aus dieser Zeit wird eine Sommerbirne genannt: Rousselet de Reims. Ein solcher Baum steht jetzt gegenüber dem Feigenbaum, auf der anderen Seite des Mittelgangs. Auch Obstbäume wie Quitte, Himbeere, Apfel und Pfirsich erhielten einen Platz im neuen Entwurf.   

Heute stehen hier auch Bäume, die Rubens zu seinen Lebzeiten nie aus der Nähe gesehen hat. Von Mispeln, schwarzen Eichen und Feigenbäumen bis hin zu immergrünen Magnolien aus Asien und Geweihbäumen aus Amerika. Die Mischung aus einheimischen Klassikern und exotischen Hinguckern sorgt für die Artenvielfalt, während die majestätische Eibe oder der Weinstock wie in alten Zeiten über den Garten und den Innenhof wacht.   

Der Rubensgarten des 21. Jahrhunderts wurde mit einer mehrschichtigen Bepflanzung angelegt. Das Ziel? Die Elemente eindämmen, die den Klimawandel anheizen: hohe Temperaturen, Überschwemmungen durch starke Regenfälle, städtischer Lärm, CO₂, etc. Sechs riesige Wassertanks fangen insgesamt bis zu 90.000 Liter Regenwasser auf. Eine schier unerschöpfliche Wasserquelle für die Pflanzen des Gartens sowie die Sanitäranlagen.  

 

Im Gegensatz zu einem Gemälde ist ein Garten etwas Lebendiges. Daher haben das Museumsteam und die städtischen Dienste einen detaillierten Pflegeplan für die nächsten 25 Jahre ausgearbeitet. Dieser beschreibt genau, wer für die Instandhaltung verantwortlich ist und über dieses grüne Stückchen Geschichte wacht. So behält der Garten auch auf lange Sicht seine Schönheit, ganz gleich, wie sich die Farbpalette verändert.