Peter Paul Rubens, Adam und Eva
Diese Tafel mit dem Sündenfall des ersten Menschenpaares Adam und Eva wurde von dem jungen Rubens im Stil seines letzten Lehrmeisters Otto van Veen gemalt. Die statische Landschaft deutet darauf hin, dass dieses Gemälde vor seinem achtjährigen Aufenthalt in Italien entstanden ist, um das Jahr 1600.
Peter Paul Rubens (1577 – 1640)
Adam und Eva
1598 - 1600
Ölfarbe auf Tafel
Im Depot
Bevor Rubens im Jahr 1600 nach Italien reiste, brachten ihm Otto van Veen und andere das Handwerk der Malerei bei. Mit dem Gemälde von Adam und Eva als wunderschönem Beweis. Es ist eines der wenigen erhaltenen Werke des sehr jungen Rubens.
Auf der Suche nach seinem eigenen Stil
Als 20-Jähriger die berühmteste Szene aus der Bibel auf einer gigantischen Tafel festhalten? Rubens traute sich das zu. Auch wenn es nicht leicht war. Unter anderem im Gesicht und am linken Arm musste er mehrmals ansetzen. Das Ziel? Seine Eigenheiten zeigen. Vor allem wollte er sich von den starren Figuren, den kühlen Farben und den detaillierten Landschaften seines Lehrers van Veen absetzen. Rebellion auf der Leinwand, mit mehr Dynamik und Spannung.
Der Drang zu übertreffen
Vor allem Adams warnende Bewegung ist eine stilistische Abweichung von Lehrer van Veen. Es scheint, als ob der erste Mann auf Erden seine Frau darauf hinweist, dass ihr bevorstehender Biss in den Apfel ein Fehler ist. Mit einer letzten Handbewegung versucht er, sie davon zu überzeugen, das Richtige zu tun, um den Sündenfall zu vermeiden. Die eigensinnige Eva schert sich nicht darum.
Rubens griff bei der Komposition auf einen Druck von Marcantonio Raimondi nach Raffael zurück, gab dem Ganzen jedoch eine ganz eigene Note. Das zeigt den Mut des jungen Künstlers. Allerdings fand er es normal, zu versuchen, die von ihm bewunderten Künstler zu übertreffen. Dies war nun einmal die Regel numero uno in der italienischen Kunst.
Symbolischer Zoo
Auch für Evas Gesichtsausdruck wollte Rubens mehr Emotionen, doch ihr Profil blieb eher klassisch. Sie lehnt sich an einen Baum und hält sich mit ihrer linken Hand an einem Ast fest. Mit gesenktem Blick betrachtet sie den verbotenen Apfel, der etwas versteckt in ihrer rechten Hand liegt. Sie hat offensichtlich bereits entschieden, was sie mit dem Apfel machen will.
Über ihr windet sich die Schlange. Das Kaninchen vor dem Teich mit Störchen, Reihern und Enten scheint eine friedliche Ergänzung des irdischen Paradieses zu sein, doch zu jener Zeit symbolisierte es Liebe und Unkeuschheit. Der Affe im Schilf steht für Unzucht und Eitelkeit. Hinter Adams Rücken erscheint ein Amazonenpapagei. Ein Sammelsurium von Tieren, das die Geschichte von Adam und Eva untermauert.
Meisterhafter Erzähler dank Italien
Auch die Tiersymbolik war ein Vermächtnis von van Veen. Doch auch Rubens selbst war ein Meister des Geschichtenerzählens. Und das war noch vor seiner großen Reise nach Italien. Acht Jahre lang ließ er dort seine Ideen in der italienischen Sonne und im Licht der klassischen Antike und der Kunst der Renaissance reifen. Länger als die meisten seiner Kollegen und mit nachhaltigem Einfluss auf seine Arbeit.