Kolveniershof

Die Kolveniers bildeten ab dem Jahr 1490 eine Art Bürgerwehr, um die Stadt zu schützen und die Ordnung zu wahren. Bald nach ihrer Gründung wurde ihnen ein Übungsgelände am Stadtrand zur Verfügung gestellt. Im Jahr 1508 errichteten sie dort ein einfaches Gebäude. Als Rubens 1610 das angrenzende Grundstück kaufte und mit den Umbauarbeiten begann, wurden sie Nachbarn. Das Zentrum seines Netzwerks befand sich nun praktisch um die Ecke. Der erfolgreiche Künstler wurde sogar Ehrenmitglied und war ein gern gesehener Gast. Zwischen 1631 und 1636 war auch der Kolveniershof eine Baustelle. Die ehrgeizigen Kolveniers bauten einen neuen prestigeträchtigen Festsaal.  

Kolveniershof
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Die Jüngste von sechs 

Die Gilde war die jüngste von sechs Antwerpener Bürgerwehren, die alle ihr Hauptquartier in der Gildekamersstraat hinter dem Rathaus hatten. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Schützengilde mehr und mehr zu einer gesellschaftlichen Vereinigung für die gehobenen Schichten. Nutzung des neuen Gebäudes als Übungsplatz und Festsaal. Rubens ging dort ein und aus. Die offiziellen Sitzungen fanden im Gildenhaus in der Gildekamersstraat statt, wo sich auch das Archiv befand.  

Das Sprungbrett am Gartenzaun 

Rubens trat der Kolveniersgilde in dem Jahr bei, in dem er sein Haus auf dem Grundstück neben dem Gelände der Gilde kaufte. Die Mitgliedschaft sollte sich als fruchtbar erweisen. Zwei Jahre später malte er Die Kreuzabnahme für den Altar der Kolveniers in der Kathedrale von Antwerpen. Dies brachte ihm neben 2.400 Gulden auch die Ehrenmitgliedschaft ein. Sein Freund, der Bürgermeister und Vorsitzende der Kolveniers Nicolaas Rockox verlieh ihm diesen Titel mit einem silbernen Ehrenabzeichen.  

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Am Kolveniershof trafen sich die wichtigsten Künstler und Intellektuellen der Stadt. Es war das perfekte Sprungbrett für Rubens, um noch tiefer in das soziale und kulturelle Leben Antwerpens einzutauchen. Und so die Gesellschaft nachhaltig zu prägen.   

Erste Restaurierung 

Neben den Schießübungen mit ihren einfachen Gewehren, die auf Flämisch „Kolfbus“ genannt wurden, und  denen die Mitglieder der Gilde ihren Namen verdankten — war der neue Kolveniershof auch ein Ort für Kunst und Kultur. Der großzügig ausgestattete Saal wurde für Empfänge und Bankette genutzt.   

Im 18. Jahrhundert war er eine Zeit lang Antwerpens wichtigster Auktionssaal für den Verkauf von Gemälden. Bis zum Brand am 11. November 1737. Die Ursache des Feuers? Ein „pragtig festijn“ zu Ehren des Geburtstags des englischen Königs Georgs II. Glücklicherweise war Seine Königliche Hoheit nicht anwesend, denn der Schaden des Zwischenfalls war ziemlich groß. Der Stadtrat vertraute die Restaurierung dem berühmten Architekten Jan Pieter van Baurscheit an, der Jahre später auch den Palais an der Meir entwarf. Er versah die breite Südfassade mit einer neuen Giebelkrönung mit einem Giebel, einer runden Öffnung und Konsolen. 

Ein zweites Leben 

Die französische Besatzung bedeutete das Ende der Schützenvereine und damit auch der Kolveniersgilde. Das Anwesen wurde 1798 als Staatsbesitz verkauft und geriet nach mehreren Renovierungen in Vergessenheit. Erst nach einer Bestandsaufnahme in den 1940er Jahren erschien es wieder auf dem Radar als idealer Standort für das Rubenianum, ein internationales Kompetenzzentrum für die Kunst von Rubens und seinen Zeitgenossen.   

Allerdings war dafür eine weitere gründliche Restaurierung erforderlich. In der Zwischenzeit nutzten die Städtische Ballettschule von Jeanne Brabants und das Studio Herman Teirlinck den Kolveniershof als Proberaum. Vier Jahre nach seiner Anerkennung als geschütztes Denkmal im Jahr 1971 begannen die Sanierungsarbeiten. Dabei wurde deutlich, welche Teile aus der Zeit vor dem Brand stammten und was erst später hinzugefügt wurde.  

Ein frischer Wind 

Neben der Restaurierung des historischen Gebäudes zeichnete Architekt Jos Gabriëls auch die Pläne für einen neuen Bereich. Dieser beherbergte seit 1981 die Sammlungen, Büros und den Lesesaal des Rubenianums. Der Kolveniershof war nun wieder ein kulturelles und künstlerisches Walhalla für internationale Forscher. Außerdem kamen Antwerpener seit mehr als 20 Jahren zu den Mittagskonzerten hierher.  

Mit dem Umzug der Bibliothek ans Hopland 13 weht nun wieder ein frischer Wind durch den Kolveniershof. Er wird zu einem vollwertigen Teil des Rubenshuis, wo Sie ab 2030 Workshops, Vorlesungen und andere Veranstaltungen besuchen können.