Georg Petel, Adam und Eva  
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Georg Petel, Adam und Eva  

Dieses aus Elfenbein geschnitzte Prunkstück wurde von einem der Lieblingsbildhauer von Rubens geschaffen. Es stammt aus Rubens' eigener Sammlung. Georg Petel arbeitete häufiger im Auftrag von Rubens, so auch für diese Skulptur von Adam und Eva am Baum des Guten und Bösen.   

  

Georg Petel (1601/1602 – 1633/1634)     

Adam und Eva     

1627   

Elfenbein

 

Zu sehen in der Rubens Experience (Rubenshuis)

Laut der Bibel war es Eva, die Adam den Apfel reichte. Mit dieser Elfenbeinfigur kehrte der junge deutsche Bildhauer Georg Petel die Rollen um. Es ist eines der wenigen Male, in denen der Deutsche sich nicht direkt von Rubens inspirieren ließ. Dennoch blieb die Verbindung zu Rubens bestehen: Petel schenkte die Figur seinem Mentor Rubens, der sie nur zu gerne in seine Privatsammlung aufnahm. 

Adam und der Apfel 

In dieser Skulptur stellt der Künstler den Moment kurz nach dem Sündenfall des ersten Menschenpaares dar. Interessanterweise gibt er nicht Eva, sondern ihrem Mann die Schuld. Adam hat den Apfel immer noch in der Hand. Sich plötzlich ihrer Nacktheit bewusst, bedeckt Eva ihren Schambereich. Adam sieht seine Frau eindringlich an und hält sie fest.   

 

So gut wie alles weicht von der Schöpfungsgeschichte und Rubens' biblischer Bildsprache ab. Fand er deshalb so viel Gefallen daran? Rubens besaß zwei weitere Figuren von Petel: einen Salzkessel und ein Kruzifix. Diese basierten allerdings auf seinen Entwürfen.   

Top-Team 

So oder so, Rubens muss von dem Talent seines Freundes beeindruckt gewesen sein. Letzterer stammte aus Augsburg, verbrachte jedoch ab 1624 einige Zeit in Antwerpen. Die beiden arbeiteten dort intensiv zusammen. Rubens fertigte Entwürfe für Petel an und Petel arbeitete in Rubens' Stil. Die Rubens GmbH umfasste also mehr als nur Malerei. Die unternehmerische Seite in Rubens erkannte die Gelegenheiten auf dem Markt.  

 

Georg Petel war ein Meister im Umgang mit dem zarten Elfenbein. Dieses kam über portugiesische Händler in die Hafenstadt Antwerpen. Übrigens: Zu Rubens' Zeiten war der Elefant noch keine geschützte Tierart. Petel passte sich den eingeschränkten Maßen und der Krümmung eines Elefantenzahns an, was in diesem Fall durch Adams Körperhaltung und den gebogenen Baum deutlich sichtbar ist. Die Rückseite wurde absichtlich nicht ausgearbeitet, denn das Werk sollte vor einer Leinwand platziert werden.    

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Besonderes Material 

Rubens hatte eine Vorliebe für das ungewöhnliche Material. Er selbst hatte einen Stoßzahn in seiner Sammlung, und nach seinem Tod wurde eine Partie Elfenbein aus seinem Nachlass an einen Antwerpener Bildhauer verkauft. Neben seiner Leidenschaft für antike Skulpturen war Rubens also auch ein Fan der Bildhauerei seiner eigenen Epoche. Außerdem war Petel nicht sein einziger Lieblingsbildhauer. Zu seiner Sammlung gehörten unter anderem auch Skulpturen von Lucas Faydherbe und Artus Quellinus, ebenfalls häufig nach seinen Entwürfen.