Bei dem „de Ganay Manuskript“ handelt es sich um eine der vier auserwählten Kopien des theoretischen Notizbuchs von Peter Paul Rubens. Es enthüllt Rubens’ Auffassungen und seine theoretischen Betrachtungen über die Proportionen des menschlichen Körpers, die Symmetrie, Perspektive, Anatomie und Architektur und bietet einen einzigartigen Einblick in die Denk- und Arbeitsweise des Meisters.
Das verschwundene Manuskript
Rubens war nicht nur einer großer Künstler, sondern auch ein interessanter Theoretiker. Er hat vermutlich zwischen 1600 und 1615 seine kunsttheoretischen Auffassungen in einem Notizbuch aufgeschrieben. Das Manuskript enthielt Skizzen, Zeichnungen, Notizen und Textfragmente in verschiedenen Sprachen. Rubens verzeichnete darin auch seine Auffassungen über Optik, Symmetrie, Proportionen, Anatomie und Architektur. Das Buch enthält außerdem eine Studie des menschlichen Bewusstseins. Nach einigen Irrwegen gelangte das Dokument in den Besitz von André-Charles Boulle, dem französischen Hofschreiner von Ludwig XIV. 1720 fiel das Manuskript bei einem Brand in seinem Atelier den Flammen zu Opfer.
Das Rubenshaus zeigt vier auserwählte Kopien des ursprünglichen theoretischen Notizbuchs. Das erste Manuskript - das „Chatsworth Manuskript“ - wurde von einem hervorragenden Kopisten - vermutlich Anthony van Dyck - angefertigt. Das zweite - das „Bordes Manuskript” - bildet die Grundlage für die beiden späteren Kopien: das „Johnson” und das „de Ganay Manuskript”.
Suche nach einem verlorenen Dokument
Der Inhalt der vier auserwählten Kopien lässt Sie an Rubens verblüffenden Ideen teilhaben. Jedes Manuskript hat zwar seinen eigenen Charakter, aufgrund der Übereinstimmungen kann man sich jedoch ein gutes Bild von Rubens’ Originalnotizbuch machen.
Rubens’ theoretisches Notizbuch wurde in den jüngsten Teil (2013) des Corpus Rubenianum, den mehrteiligen Werkkatalog von Rubens’ Werken, aufgenommen. Die Autoren sind Prof. Arnout Balis (VUB) in Zusammenarbeit mit Dr. David Jaffé (Konservator der National Gallery in London).